DarmstÀdter ErklÀrung der Vielen
Wir leben in einer pluralen Gesellschaft. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und finden sich in ZwischenrĂ€umen. Demokratie muss somit tĂ€glich neu verhandelt werden â immer unter einer Voraussetzung: Es geht um das Wohl aller, um jede*n Einzelne*n in einer Gesellschaft der vielen Möglichkeiten.
In Darmstadt kreuzen sich die Wege von Menschen aus ĂŒber 140 Nationen. Von der Migration hat die Stadt in ihrer Geschichte stets profitiert. Sie bedeutet Vielfalt, DiversitĂ€t und erfordert produktive Auseinandersetzung und Toleranz als Fundament unserer Gesellschaft. Die zunehmende internationale Vernetzung ist Belebung und Bereicherung fĂŒr jede Kultur. Der Blick in andere LĂ€nder, in denen die Rechte nicht nur von Kulturschaffenden zunehmend eingeschrĂ€nkt oder unterbunden werden, zeigt das AusmaĂ der Bedrohung des freien und kritischen Diskurses. Der Blick aufs eigene Land macht deutlich, dass dieser auch hierzulande verteidigt werden muss.
Nach dem gröĂten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, dem Zivilisationsbruch durch den Nationalsozialismus, wissen wir um die Gefahren von antidemokratischen Strukturen und nationalistisch-rassistischem Gedankengut. Darmstadt wurde schnell zu einer Hochburg des Nationalsozialismus und seiner menschenfeindlichen Ideologie. Heute leben wir in Deutschland in einer demokratischen Gesellschaft miteinander. Diesen liberalen Geist gilt es zu bewahren und weiter zu entwickeln: Die WĂŒrde des Menschen ist unantastbar. In diesem Sinne stehen wir als Aktive der Kulturlandschaft nicht ĂŒber den Dingen, sondern begreifen die Kunst und ihre Einrichtungen, die Museen, Theater, Ateliers, Clubs, die urbanen und lĂ€ndlichen Orte der Kultur als offene RĂ€ume von Vielen fĂŒr Viele.
Demokratische und kĂŒnstlerische Freiheit ist nicht ohne WidersprĂŒche und ist niemals einfach. Aber wir verteidigen sie gegen alles, was sie bedroht: völkisch-nationalistische, fundamentalistische, populistische oder autoritĂ€re Weltbilder. Wir verteidigen sie gegen GeschichtsverfĂ€lschung, Stimmungsmache, Ausgrenzung und Abwertung anderer Menschen, wie z.B. jede Form von Rassismus, Homo- und Transphobie, Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus oder Islamophobie und geben solchen Positionen keinen Raum. Im Interesse des Gemeinwesens verpflichten wir uns zur SolidaritĂ€t mit Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrĂ€ngt werden.
SolidaritÀt statt Privilegien und Ausgrenzung. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!
Die Freiheit der Kunst, Kultur und Wissenschaft duldet keine Eingriffe, sie schafft einen Raum zur VerÀnderung der Welt. Zu dieser VerÀnderung wollen wir dadurch einen Beitrag leisten, dass die Angebote in unserer Stadt allen Menschen offen stehen und die Strukturen gleiche Chancen und Teilhabe an Diskussionen und Entscheidungen auf vier Handlungsebenen ermöglichen.
- Die DarmstĂ€dter ErklĂ€rung versteht sich als Teil der bundesweiten Aktion âDie Vielenâ. Diese organisiert sich ĂŒber regionale ZusammenschlĂŒsse mit lokalem Charakter, die jeweils eigene ErklĂ€rungen bundesweit verbreiten. Alle Unterzeichnenden der DarmstĂ€dter ErklĂ€rung sind Einrichtungen der Kunst und Kultur aus Darmstadt und Umgebung sowie freie Kunst- und Kulturschaffende, ihre Interessenvertretungen oder VerbĂ€nde. Die Liste ist offen, ihre Unterzeichnung hat den Charakter einer Selbstverpflichtung.
- Die Unterzeichnenden wenden sich im Sinne der ErklĂ€rung mit einer gemeinsamen Haltung an die Ăffentlichkeit und orientieren sich in ihrer Arbeit an deren Prinzipien. Die Bekanntgabe in der Ăffentlichkeit und innerhalb der eigenen Organisation kann auf unterschiedliche Weise erfolgen, z.B. auf Internetseiten, in Programmheften, als Aushang in Foyers oder in einer anderen geeigneten Form.
- Sie verpflichten sich zu gegenseitiger SolidaritĂ€t mit Kultureinrichtungen und Kulturschaffenden, mit Wissenschaftsinstitutionen und Wissenschaftler*innen, die durch Hetze und Eingriffe in die Freiheit der Kunst, Kultur und Wissenschaft unter Druck geraten. In einem regelmĂ€Ăigen Austausch stellen sie sich und ihre Arbeit der gegenseitigen Kritik und Diskussion.
- Ihre Veranstaltungen und AktivitÀten können die Unterzeichnenden als Teil der bundesweiten Aktion sichtbar machen sowie auf der Homepage www.dievielen.de. Umgekehrt können sich die Unterzeichnenden an bundesweiten AktivitÀten und Kampagnen beteiligen.